FIP ist zur Zeit wohl die Infektion mit der höchsten Todesrate bei Jungkatzen, sie tritt eher auf in großen Katzenpopulationen, also Tierheimen, Zuchten oder Mehrkatzenhaushalten. Es ist eine der Krankheiten, deren Diagnose meistens das Ende der Katze bedeuten, und daher ist die Panik, die einen als Besitzer einer solcherart diagnostizierten Katze befällt, verständlich. Wir möchten versuchen, diesen Schrecken etwas zu nehmen, zumindest bis wirklich abgeklärt ist, dass es sich höchstwahrscheinlich tatsächlich um FIP handelt.
Ich (Claudia Loorz) selbst habe 2 Katzen, die vor einigen Jahren als FIP-Katzen diagnostiziert waren. Sie leben heute noch und sind gesund. Ebenso ist die Ansteckungsgefahr, die von einer an FIP erkrankten Katze ausgeht, wesentlich geringer als es oft dargestellt wird.
Die Feline Infektiöse Peritonitis ist eine Erkrankung mit sehr komplexer Pathogenese. Der Erreger, das feline infektiöse Peritonitisvirus (Corona), ist eine Mutante des felinen enteralen Coronavirus (FeCV), die während dieser Infektion bei der Replikation im Darmtrakt des Wirts enstehen kann. Das Virus erlangt die Fähigkeit, sich in Makrophagen zu replizieren und wird so zu einem intrazellulären Pathogen der Monozyten-/Makrophagen-Linien. Grundsätzlich scheint das Coronavirus bei der Katze in den Darmepithelien zu persistieren, wobei die Anzahl der infizierten Zellen so gering sein kann, dass auch die Ab Titer verschwinden. (Quelle: http://www.vu-wien.ac.at/i123/spezvir/FIP1.html)
Etwas vereinfacht dargestellt bedeutet dies, dass es zwei fast zwei identische feline Coronaviren gibt, FeCV und FiPV. Das FiPV ist sozusagen eine Mutation des eher harmlosen FeCV. Gehen wir also daher zunächst kurz auf das FeCV ein: Das FECV gibt es fast überall in der Umwelt, und daher sind auch die meisten Katzen damit infiziert. Insbesondere tritt der Virus logischerweise dort auf, wo ein große Anzahl Katzen leben, die Population also entsprechend groß ist. Der Katze macht eine Infektion mit FeCV in den meisten Fällen nicht viel aus, manchmal tritt ein leichter Durchfall auf, meistens passiert gar nichts, oder für den Besitzer nicht wahrnehmbar. Das FeCV vermehrt sich im Darm der Katze, wird aber vom Immunsystem im Schach gehalten. Katze produziert Antikörper gegen FeCV, die das Virus dann bekämpfen. Nur in wenigen Fällen wird das Virus ganz vernichtet, meistens bleiben die Viren im Körper der Katze, bewirken aber nichts Schlimmes. (Ähnlich verhält es sich beim Menschen mit dem Herpes-Virus. Das Virus ist im Körper, aber es kommt nur ab und an zum Ausbruch).
Ist die Katze gesund und hat ein gut funktionierendes Immunsystem, dann machen ihr die FeCV nicht viel aus und sie wird wahrscheinlich auch nie daran erkranken. Problematisch wird es, wenn viele Katzen auf engem Raum zusammen leben, wenn sie Stress bekommen oder wenn sie an Krankheiten erkranken, die das Immunsystem schwächen. Dann kann das Immunsystem die Viren nicht mehr ausreichend bekämpfen, die FeCV vermehren sich stärker. Bei der Vermehrung des FeCV im Darm der Katze treten häufig Mutationen auf, was bei der Viren-Vermehrung oft vorkommt. Je höher die Vermehrungsrate eines Virus ist, desto höher steigt die Wahrscheinlichkeit einer Mutation. Allerdings sind die meisten dieser Mutationen harmlos und verursachen keinen Schaden. Kommt es allerdings zu einer Mutante, die das Virus in die Lage versetzen eine spezielle Form der weissen Blutkörperchen (die Monozyten) und sogenannte Fresszellen des Immunsystems (die Makrophagen) zu befallen, wird es kritisch. Diese Mutation sind dann die FiPV, die sogenannten FiP-Viren. Eine höhere Zahl von Mutationen erhöht wiederum die Wahscheinlichkeit, dass sich unter den ganzen Mutationen die gefährlich FiPV Variante befindet. Das Immunsystem kann sie nicht mehr kontrollieren und sie können sich nun ganz ungestört in den Monozyten und Makrophagen ausbreiten und dadurch den Darm verlassen und sich im ganzen Körper ausbreiten. -- FIP ist ausgebrochen.
Das Problem ist jetzt die Erkennung von FiPV, denn das Virus ist bis auf eine winzige Mutation identisch mit dem harmlosen FeCV und die Antikörper gegen FeCV sind diesselben wie gegen FiPV. Macht man nun einen Test gegen FiPV-Antikörper und dieser ist positiv, dann sagt das eigentlich gar nichts aus. Ich habe schon gehört, das Tierärzte eine an Durchfall erkrankte Katze eingeschläfert haben, nur weil sie einen positiven FiPV-Antikörpertest hatten, aber ansonsten keine weiteren Symptome für eine ausgebrochene FIP. Wenn eine Katze viele Antikörper gegen das harmlose FeCV hat, dann ist der Test positiv, obwohl sie nicht krank ist. Ein positiver Antikörper-Test kann mehrere Gründe haben:
1: Die Katze macht gerade eine harmlose FeCV-Erkrankung durch (evtl. mit leichtem Durfall) 2: Die Katze wurde mal entsprechend geimpft 2: Die Katze hatte mal eine FeCV und trägt die gebildeten Antikörper dagegen noch in sich 4: Die Katze hat FIP
Von vier Möglichkeiten ist also gerade eine die Schlimme.
Es gibt eine Impfung gegen FIP, die aber unter Fachleuten sehr umstritten ist. So haben Forschungen ergeben, dass eine hohe Prozentzahl der geimpften Tiere dennoch an FIP erkrankten, ja, eher mehr als OHNE die Impfung. Die Erklärung dazu: eine Katze muss überhaupt erst mal Antikörper besitzen, damit der FiPV überhaupt die Monozyten und Makrophagen befallen kann. Denn die „Fresszelle" vertilgt ja genau den Komplex aus Antikörper und Virus, so gelangt der Virus in die Makrophagen.
Sprich: Liegen schon Antikörper vor (beispielsweise durch eine Impfung gegen FeCV), dann beschleunigen gerade diese Antikörper bei einer nachfolgenden Infektion den Ausbruch der Krankheit. Die Impfung hat in diesem Fall den Ausbruch der FiP beschleunigt, obwohl das Gegenteil gewollt war. Eine Impfung ist kontraproduktiv, da die damit ausgelöste Antikörperbildung den Ausbruch der Krankheit beschleunigen.
Ich empfehle allen, deren Katzen eine FIP-Diagnose bekommen haben, sich umfassend über diese Krankheit zu informieren. Insbesondere diese Seiten hier bieten mit die besten und umfassendsten Informationen zu FIP, die ich im Netz gefunden habe. Mit freundlicher Genehmigung der Seitenbetreiberin darf ich diesen Link hier zur Verfügung stellen.
Eine prima Übersicht über den Zusammenhang von Ausprägungen bestimmter Blutparameter und der Wahrscheinlichkeit einer FIP findet ihr ebenfalls auf dieser Seite, hier der direkte Link:
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