Klassifizierung
Das FeLV kommt weltweit vor. Hierbei spielt die Populationsdichte wie bei allen Viruserkrankungen eine wichtige Rolle. Festgestellt wurde, dass am Land (relativ wenige Tiere auf großem Platz) nur ca. 6% der Katzen Kontakt mit dem Virus haben. In der Stadt dagegen steigt die Infektionshäufigkeit auf 75%, das heißt drei von vier Katzen haben mindestens einmal im Leben Kontakt mit dem FeLV. (Diese Statistik bezieht sich auf wildlebende Populationen).
Es werden drei FeLV-Typen unterschieden in: FeLV A, FeLV B und FeLV C. Hierbei treten die Typen B und C immer zusammen mit Typ A auf und sind alleine nicht infektiös! Sie können nur zusammen mit Typ A eine krankmachende Wirkung haben. FeLV-Typ B verursacht in Anwesenheit von FeLV A die tumoröse Form der Erkrankung, der FeLV-Typ C die amämische Form.
Symptome
Die Krankheitsanzeichen sind vielfältig und reichen von Appetitlosigkeit, Abmagerung und Durchfall über Fieber, Entzündungen im Mund- und Rachenraum bis zu Lymphknotenschwellungen, Atembeschwerden und abnormem Verhalten. Die Symptome treten wie oben bereits erwähnt oft erst Monate und Jahre nach der Ansteckung auf. Häufig ist die Leukose die Ursache einer anderen Erkrankung, die fälschlicherweise zunächst als Grundproblem betrachtet wird, weil die verursachende Grundinfektion nicht erkannt wird. Dies hier KÖNNEN Symptome sein: Am häufigsten findet sich die Blutarmut, weiterhin unheilbarer therapieresistenter Katzenschnupfen und Lungenentzündungen, chronische Zahnfleischentzündungen (auch im Zusammenhang mit Abmagerung und Appetitlosigkeit), Darmerkrankungen, Lymphosarkome, Tumorbildungen an allen inneren Organen, Erkrankungen am Auge, auch vermehrter Durst kann auftreten. Bei tragenden Kätzinnen kommt es auch zu Aborten oder Totgeburten. Da das Virus die Immunabwehr des Körpers schwächt können auch andere Infektionskrankheiten auftreten, so erkranken FeLV-positive Katzen häufig an FIP, es kann auch zu Katzenseuche und wie erwähnt zum Katzenschnupfen kommen, zu Toxoplasmose oder Infektionen mit Haemobartonella felis. Auch bakterielle Infektionen werden begünstigt, wie oben erwähnt die Zahnfleischentzündungen oder sonstige Entzündungen im Mund- und Rachenbereich, schlecht heilende Wunden, Ohrentzündungen, Abzesse. Im Zusammenhang mit FIP sollte nicht unerwähnt bleiben, dass es auch eine Thymusform der Leukose (Befall der Thymusdrüse) gibt, bei der es zu Atembeschwerden kommen kann. Diese Form ist nicht ohne Weiteres von der trockenen Form der FIP zu unterscheiden.
Es können auch neurologische Störungen bei Katzen beobachtet werden, die das FeLV schon längere Zeit in sich tragen. Dabei können Ausfalls-Erscheinungen der Nachhand als Folge einer Tumorbildung im Bereich des Rückenmarks auftreten. Auch in den Nervenfasern wurde schon das Virus-Antigen gefunden.
Eher seltener kommen Fruchtbarkeitsstörungen vor. In den meisten Fällen, wenn die Kätzchen zur Welt kommen, sind dann auch die Kätzchen FeLV-positiv. Dennoch kann auch ein infiziertes Muttertier nicht infizierte Jungen zur Welt bringen, oder auch beides in einem Wurf. Daher sollten bei Verdacht ALLE Geschwister einzeln getestet werden.
Übertragungsweg
Die Übertragung des Erregers findet hauptsächlich durch direkten Kontakt von Katze zu Katze statt. Daher tritt die Leukose vermehrt an Stellen auf, wo die Katzen auf relativ engem Raum leben, wie z.B. Tierheime oder Zuchtstätten. In der Regel infizieren sich die Katzen durch direkten Kontakt mit einem FeLV-Ausscheider oder auch durch gemeinsam genutzte Futter- oder Wassernäpfe, hier dann indirekt über Speichelreste der infizierten Katze. Besonders gefährdet sind hier soziale, kontaktfreudige Katzen, denn neben Bissverletzungen sind die sozialen Kontakte wie die gegenseitige Fellpflege geeignet, das Infektionsrisiko zu erhöhen. Die infizierte Katze scheidet das Virus über alle Körperflüssigkeiten aus, Speichel, Nasensekret, Kot, Urin und Muttermilch. Speichel ist die Hauptinfektionsquelle, Eintrittspforte dann die Maulhöhle oder die Nasenhöhle. Das FeLV wird also horizontal (von Tier zu Tier) als auch vertikal (von der Mutter auf die Jungen) und transplazentar (im Mutterleib) übertragen!
In der Tiermedizin ist man sich uneins, ob bzw. wie sehr das Virus in der Außenwelt bestehen kann. Die herrschende Meinung sagt, dass das Virus unbeständig ist und der Mensch als Überträger ausscheidet, dass das Virus bei Raumtemperatur innerhalb kürzester Zeit seine Infektiösität verliert und es gegen Haushaltsreiniger nicht beständig ist. Genug andere Meinungen sprechen aber dagegen.
Nach einer erfolgten Infektion kann aber die Ausbreitung des Virus im Organismus der Katze durch ein funktionierendes Immunsystem unterbrochen werden, auch noch nach Wochen und sogar Monaten. Hierbei spielen neben dem Funktionieren des Immunsystems auch das Alter und ggf. die Haltungsbedingungen eine Rolle. Jungtiere unter 16 Wochen sind besonders empfänglich für die FeLV-Infektion, ältere Tiere lassen sich nicht ganz so leicht infizieren.
Es gibt auch die sogenannten latenten Infektionen, hierbei nistet sich das Virus im Körper ein, vermehrt sich jedoch nicht und ist auch im Blut nicht nachweisbar. Bei diesen Katzen ist der FeLV-Test negativ. Sie sind auch meist keine Virus-Überträger, also nicht gefährlich für andere Katzen, aber es kann bei Schwächung der körpereigenen Abwehr (durch Stress oder Krankheit) jederzeit zu einem Eindringen der Viren in das Blut und damit zum Ausbruch der Infektion kommen. Dann sind sie auch infektiös für andere Artgenossen.
Verlaufsformen
Eine mit FeLV-infizierte Katze kann äußerlich völlig gesund erscheinen. Nach erfolgter Ansteckung kommt es zu verschiedene Verlaufsphasen:
Zunächst (Phase 1) macht die Katze eine vorübergehende Infektion durch, das Virus vermehrt sich im Lymphgewebe der Maulhöhle (Virus wird oral aufgenommen) und später im Knochenmark. Dort werden große Mengen von FeLV produziert. Nun gelangt das Virus in der Folge ins Blut (Virämie) und wird mit allen Sekreten und Exkreten ausgeschieden. Einer gesunden, starken Katze gelingt es häufig, das FeLV mit Hilfe einer ausreichender Immunantwort in kurzer Zeit wieder abzustoßen (bis zu 75% aller erstmals infizierten Katzen). Oftmals wird diese kurzfristige Infektion vom Besitzer nicht bemerkt.
Wird das FeLV nicht abgestossen, kommt es zu transitorischer Virämie (Phase 2):
Das Virus bleibt weiterhin im Blut des infizierten Tieres anwesend (transitorische Virämie), die so infizierten Tiere beherbergen das Virus bis zu 15 Wochen und länger im Blut und scheiden während dieser ganze Zeit auch weiter Virus aus. Immernoch kann hier die Infektion jederzeit durch ein funktionierendes Immunsystem wieder eliminiert werden. In den meisten Fällen kommt es aber nicht dazu, die Infektion kann nicht überwunden werden, und es entwickeln sich die typischen Krankheitsbilder der Katzenleukämie (ca 10% aller erstinfizierten Katzen).
Stirbt die Katze nicht in dieser (virämischen) Phase der Leukoseinfektion, tritt Phase 3 auf, die latente Infektion.
Die Katze ist weiterhin infiziert, allerdings zieht sich das Virus ins Knochenmark zurück und vermehrt sich nicht weiter. Diese latent infizierten Tiere sind im Bluttest negativ, und die Katzen sind in dieser Zeit nicht infizierend für andere. Die Krankheit kann aber jederzeit aufgrund von Immunsuppression durch Stress ( körperlichen sowie psychischen wie z.B. Trächtigkeit oder Erkrankungen, auch Therapien wie Kortisonbehandlungen oder Impfungen) ausbrechen.
Dann geht diese Verlaufsform über in die nächste Stufe (Phase 4):
Der Erreger gelangt auch wieder ins Blut der Katze, sie wird also wieder virämisch, ist Dauerausscheider und stirbt in der Regel innerhalb der nächsten drei bis fünf Jahre
Diagnosestellung
Die Diagnose wird bei Vorliegen eines Verdachts oder auf Veranlassung des Besitzers durch einen Test gestellt. Routinemäßig wird dieser mit serologischem ELISA-Bluttest durchgeführt. Eine weitere Möglichkeit ist die Durchführung von serologischen Tests der Speichel- oder sogar der Tränenflüssigkeit. Diese sind jedoch nur bedingt geeignet, beispielsweise zur Feststellung einer Erstinfektion, noch bevor das Virus im Blut nachweisbar ist, und sollten als Standart nicht angewendet werden. Folgende Konstellationen können aus den Testergebnissen auftreten:
Wenn der Test positiv ist:
Bei einem Jungtier : Die Katze könnte in Phase 1 oder 2 sein, das heisst eventuell kann sie den Virus wieder abstoßen. Man sollte die Katze isolieren und nach 6-12 Wochen nachtesten.
Bei einer erwachsene Katze: Bei Freigängern oder der sonstigen Möglichkeit, mit anderen Katzen in Kontakt getreten zu sein (Aufenthalt in Katzenpension) könnte es sich um eine frisch erfolgte Infektion handeln. Die Katze könnte also ebenfalls in Phase 1 oder 2 sein und auch hier sollte nach 6-12 Wochen ein weiterer Test erfolgen.
Hatte die Katze definitiv keinen Kontakt zu Artgenossen in der letzten Zeit, kann man mit großer Sicherheit von der Diagnose Katzenleukämie ausgehen. Empfehlenswert ist trotzdem ein zweiter Test zur Sicherung der Diagnose, am besten ein PCR-Test. Insbesondere bei Schnelltests kann es immer mal wieder zu falsch positiven Ergebnissen kommen, da diese mit Vollblut und nicht mit Serum durchgeführt werden.
Wenn der Test negativ ist:
Die Katze ist wahrscheinlich kein Virusträger.
Allerdings ist auch ein negativer Test nicht 100% sicher, denn es gibt Ausnahmen. Der Test könnte in dem Zeitraum der ersten Wochen nach der Infektion gefallen sein. In dieser Zeit ist das Virus weder im Blut noch in der DNA nachzuweisen. Die Katze könnte auch ein sogenannter latenter Virusträger sein, sich in Phase 3 befinden. Sie stellt in dieser Phase keine Infektionsgefahr für andere Katzen dar (Ausnahme möglich bei Muttertieren mit ungeborenen Katzenwelpen), solange sie nicht in Phase 4 übergeht. Ein Wiederholen der Bluttests ist in dieser Phase sinnlos, sie bleiben stets negativ. Es wird davon ausgegangen, dass die Tests bei ca. 5 % der infizierten Katzen falsch negativ sind. In beiden Fällen kann ein PCR-Test, der das Pro-Virus in der DNA nachweist und nicht das Virus im Blut, einen gesicherteren Aufschluss geben. Dieser Test wird im Normalfall nicht direkt in den Tierarztpraxen durchgeführt sondern in einem Labor und benötigt EDTA-Blut.
Chancen/Voraussagen
Sind die Tiere nicht nur Träger des Virus, sondern ist die Krankheit erst einmal ausgebrochen, sterben sie in der Regel innerhalb von 3 bis 5 Jahren. Eine latent infizierte Katze ohne ausgebrochene Krankheit kann mit gutem Immunmanagement aber lange und gut leben.
Vorbeugung
Seit geraumer Zeit gibt es die Möglichkeit, eine Leukose-Schutzimpfung vornehmen zu lassen, selbstverständlich nur bei Katzen, die noch nicht mit dem Virus infiziert sind. Bereits infizierte Katzen vermag auch die Impfung nicht mehr vor einem möglichen Ausbruch der Krankheit zu schützen. Leben Leukose-positive mit nicht infizierten, geimpften Tieren dauerhaft zusammen,muss man bedenken, dass die Impfung nur bedingt schützt, wenn die Tiere permanent mit dem ausgeschiedenen Virus konfrontiert werden. Zu erwähnen ist auch, dass einzeln auftretende Fibrosarkome von vielen Forschern oder Kritikern als Folge einer FeLV-Impfung angenommen werden. Man sollte vor einer Impfung auf jeden Fall abwägen wie hoch das Risiko einer Infektion ist, insbesondere bei älteren Katzen.
Sonstiges
Ich möchte noch einmal darauf hinweisen, dass mehr Katzen mit dem Leukosevirus in Berührung kommen oder gekommen sind als bemerkt wird. Wenn die Katze ein gutes Immunsystem hat kann sie durchaus in der Lage sein, das Virus zu eliminieren!
Besonders anfällig für eine Ansteckung mit FeLV sind:
- Junge Tiere unter drei Jahren, weil das Immunsystem noch nicht voll ausgebildet sein kann, bzw. zu schwach ist)
- Chronisch kranke, geschwächte und alte Tiere, ebenfalls wegen zu schwachem Immunsystem
- Gesunde, ungeimpfte Tiere mit ständigem oder häufigem Viruskontakt.
- geimpfte Tiere, bei denen vom Immunsystem kein genügender Impfschutz aufgebaut werden konnte.
|